Pressemitteilung vom 29. September 2016

„Die demokratische Öffentlichkeit ist den sozialen Medien nicht gewachsen“

Soziologen und Soziologinnen diskutieren die Grenzen von sozialen Medien als Ort gesellschaftlicher Debatten

 

Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram haben sich als Diskussionsmedium etabliert. Der Zugang zur digitalen Öffentlichkeit scheint für alle gleichermaßen offen. „Das prinzipiell Gute ist, dass die sozialen Netzwerke einen Zugang für Menschen an Diskussionen ermöglichen, die von der öffentlichen politischen Debatte bisher ausgeschlossen waren. Die Teilnahme daran setzte bisher zumeist Mobilität, einen gewissen Habitus und Bildung voraus“, sagt der Bamberger Arbeitswissenschaftler Prof. Dr. Olaf Struck. Struck ist außerdem Sprecher des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der noch bis zum 30. September 2016 an der Universität Bamberg stattfindet.

Struck warnt jedoch: „Menschen werden im Internet über von ihnen wenig beeinflussbare Filteralgorithmen mit Meinungen konfrontiert, die sich nahezu ausnahmslos mit ihren eigenen Meinungen decken oder ihnen zumindest stark ähneln. Eine stetige Selbstvergewisserung der eigenen Meinung ist die Folge.“ Es entstehe der Eindruck: ‚Was ich denke, denken auch alle anderen’. Struck kommt zu dem Schluss: „Soziale Netzwerke sind als Ort der Aushandlung von gesellschaftlichen Problemen deswegen denkbar ungeeignet.“

Der beschriebene Effekt ist seitens der Betreiber durchaus gewünscht. In sozialen Medien entstehen intim wirkende Meinungswelten, die sich um den Nutzer und seine Interessen und Hobbys herum gruppieren. Das Führen einer Debatte, das Bearbeiten eines Problems mit einem Kompromiss als Lösung, sei dort aber nicht möglich. Im Gegenteil: Gegenmeinungen provozieren starke Entrüstungswellen, bis hin zu sogenannten Shitstorms. Struck warnt: „Wir erleben, dass die demokratische politische Öffentlichkeit dem Druck, der aus den sozialen Medien in die Gesellschaft getragen werden, bislang nicht gewachsen ist, ihn nicht ausreichend bearbeiten kann. Eine Folge ist der Aufstieg populistischer Parteien wie der AfD. Deren Mitglieder verstehen es ganz ausgezeichnet, Meinungen und Stimmungen aus diesen Meinungswelten aufzunehmen, zu schüren und in Wählerstimmen umzusetzen.“

Während des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie diskutieren 2200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fünf Tage lang in mehr als 200 Veranstaltungen. Eröffnet wurde die wissenschaftliche Großveranstaltung am Montag, den 26. September 2016, mit einem Gastvortrag von Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichtes. „Geschlossene Gesellschaften“ lautet das Thema des Bamberger Kongresses. Er nimmt aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Prozesse auf und diskutiert die Ambivalenzen von Offenheit und Geschlossenheit. Geschlossene Gesellschaften wie beispielsweise Organisationen oder Nationalstaaten sind ebenso wenig überlebensfähig wie offene. Es kommt auf die Regulierung und das richtige Maß zwischen Geschlossenheit und Offenheit an, so das vorläufige Fazit des Kongresses.

 

 

Weitere Informationen für Medienvertreterinnen und Medienvertreter:

 

Kontakt für inhaltliche Rückfragen

Prof. Dr. Olaf Struck

Inhaber der Professur für Arbeitswissenschaft

Tel.: 0951/863-2690 bzw. -2692 (Sekr.)

olaf.struck(at)uni-bamberg.de

 

Medienkontakt

Samira Rosenbaum

Pressereferentin

Tel.: 0951/863-1146

samira.rosenbaum(at)uni-bamberg.de

Pressemitteilung vom 28. September 2016

„Keine falschen Anreize setzen“

Soziologen und Soziologinnen diskutieren in Bamberg Zukunft des Arbeitsmarktes und Integration von Geflüchteten

 

Die Fluchtmigration nach Deutschland hat mit rund 1.1 Millionen Flüchtlingen im Jahr 2015 neue Größenordnungen erreicht. Eine Integration der Neuankömmlinge gelingt über Qualifikation und Erwerbsarbeit. „Die Bedingungen für eine gute Eingliederung in das Arbeitsmarktgefüge sind in Deutschland im Grundsatz gut“, sagt der Bamberger Arbeitswissenschaftler Prof. Dr. Olaf Struck. Struck ist außerdem Sprecher des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der noch bis zum 30. September 2016 an der Universität Bamberg stattfindet. „Die Wirtschaft benötigt Arbeitskräfte. Und zwar sowohl in eher einfachen Berufen wie in der Transportlogistik, in Verkaufs- und Pflegeberufen wie auch in technischen und informationstechnischen Berufen. Zudem sind die Menschen, die gekommen sind und noch kommen, jung, die Hälfte ist unter 25 Jahren und sie haben eine sehr hohe Erwerbsorientierung.“

Allerdings passen die vorhandenen beruflichen Qualifikationen sehr häufig nicht mit den Anforderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zusammen. „Die Zuwanderer liegen im Kompetenzniveau etwa zwei Jahre hinter den altersgleichen Einheimischen zurück. Hinzu kommt die Zeit der Flucht und vor allem auch die viel zu lange Zeit in Flüchtlingsheimen ohne Zugang zu Bildungsangeboten. Die verlorenen drei bis fünf Jahre sind nachzuholen. Dies bedarf großer Anstrengungen auf Seiten der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Zuwanderer, um die so wichtige Qualifizierung sicherzustellen“, erklärt Struck.

Der Arbeitsmarktexperte warnt: „Wenn die Regierung die falschen Anreize setzt oder an Mitteln für Qualifizierung und Ausbildungsförderung spart, dann werden Unternehmen Zugewanderte zu schnell für einfache Arbeiten einsetzen und viele Zugewanderte werden diesen Anreizen zum vermeintlich schnellen Geld folgen. Dies hätte eine neue Unterschichtung des Arbeitsmarktes zur Folge. Wir würden eine Chance verpassen und zugleich soziale Konflikte besonders im unteren Viertel der Gesellschaft entfachen.“

Während des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie diskutieren 2200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fünf Tage lang in mehr als 200 Veranstaltungen. Eröffnet wurde die wissenschaftliche Großveranstaltung am Montag, den 26. September 2016, mit einem Gastvortrag von Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichtes. „Geschlossene Gesellschaften“ lautet das Thema des Bamberger Kongresses. Er nimmt aktuelle politische, wirtschaftliche und soziale Prozesse auf und diskutiert die Ambivalenzen von Offenheit und Geschlossenheit. Geschlossene Gesellschaften wie beispielsweise Organisationen oder Nationalstaaten sind ebenso wenig überlebensfähig wie offene. Es kommt auf die Regulierung und das richtige Maß zwischen Geschlossenheit und Offenheit an, so das vorläufige Fazit des Kongresses.

 

Weitere Informationen für Medienvertreterinnen und Medienvertreter:

 

Kontakt für inhaltliche Rückfragen

Prof. Dr. Olaf Struck

Inhaber der Professur für Arbeitswissenschaft

Tel.: 0951/863-2690 bzw. -2692 (Sekr.)

olaf.struck(at)uni-bamberg.de

 

Medienkontakt

Samira Rosenbaum

Pressereferentin

Tel.: 0951/863-1146

samira.rosenbaum(at)uni-bamberg.de

Pressemitteilung 10.05.2016

38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie an der Universität Bamberg

 

Soziologie diskutiert das Thema Geschlossenheit von Gesellschaften

 

Andreas Voßkuhle hält Eröffnungsvortrag

 

 

Vom 26. bis 30. September 2016 richtet die Universität Bamberg den 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie aus. Zu dem Kongress erwarten wir 2200 Wissenschaftler/innen, die in mehr 200 Veranstaltungen 1000 Vorträge präsentieren. Eröffnet wird die wissenschaftliche Großveranstaltung am Montag, dem 26. September 2016 mit einem Gastvortrag von Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichtes.

 

. „Geschlossene Gesellschaften“ lautet das Thema des Bamberger Kongresses. Der Kongress nimmt die aktuellen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Prozesse auf und diskutiert die Ambivalenzen von Offenheit und Geschlossenheit. Offene Gesellschaften, seien es Organisationen, Kulturräume oder Nationalstaaten u. a. sind ebenso wenig überlebensfähig wie geschlossene.

 

„Offenheit fördert Innovationen. Offenheit geht aber auch mit teilweise erheblichen Abstimmungs- und Integrationsprobleme einher. Geschlossenen Gesellschaften bis hin zu spezialisierten Expertengruppen gelingt es gut sich vor zu viel Komplexität zu schützen. Manchmal ist Ruhe in geschützten Räumen wichtig, aber auf Dauer nimmt sie uns die Teilhabe am Leben. Geschlossenheit geht mit kultureller, sozialer und ökonomischer Verarmung einher. Immer sind Gesellschaften, Organisationen, Gruppen und Lebensverläufe von einer Ambivalenz gleichzeitiger Offenheit und Geschlossenheit geprägt“ so Prof. Dr. Olaf Struck, Sprecher des Kongresses. Doch wie viel Offenheit, wieviel Geschlossenheit ist in unterschiedlichen gesellschaftlichen Situationen und Teilbereichen akzeptiert und effizient? Wer legt Ausgrenzungs- und Einschlusskriterien in Medien, im Bildungs- und Gesundheitssystem, auf Arbeitsmärkten, in Handelsabkommen usw. fest und welche Folgen sind mit damit verbunden? Zu diesen Fragen werden in Bamberg eine Woche lang Forschungsergebnisse vorgestellt und diskutiert.

 

Für das Wissenschaftsprogramm konnten eine ganze Reihe weitere international renommierte Wissenschaftler/Innen als Keynote-Speaker/innen gewonnen werden, darunter Richard Alba, Thomas DiPrete Nancy Fraser aus New York, Moshe Zuckermann aus Tel Aviv, Melinda Miles, aus London und Jill Rubery aus Manchester. Am Freitag wird Gøsta Esping-Andersen, derzeit in Barcelona und einer der renommiertesten empirischen Sozialforscher der Gegenwart, mit einem Festvortrag den Kongress beschließen.

 

„Die Ausrichtung des Kongresses ist eine schöne Anerkennung für die sozialwissenschaftliche Forschung in Bamberg, die in den letzten Jahren erheblich ausgebaut wurde“, so der Sprecher der Veranstalter in Bamberg Prof. Dr. Olaf Struck.

 


Das komplette Kongressprogramm ist unter http://kongress2016.soziologie.de abrufbar.

 

Die Veranstaltung richtet sich sowohl an eine interessierte Öffentlichkeit als auch ein Fachpublikum. Wochen- und Tageskarten können vor Ort erworben werden.

 

FÜR PRESSEVERTRETER/INNEN
Es ist es für Vertreterinnen und Vertreter der Presse selbstverständlich möglich, sich zum Kongress zu akkreditieren. Weitere Informationen für Pressevertreter/innen finden sich unter http://kongress2016.soziologie.de.

 


Pressekontakt:

 

Prof. Dr. Olaf Struck, Sprecher des Kongresses
olaf.struck(at)uni-bamberg.de

 

+49 (0)951 863-2690 (Festnetz)  /  +49 (0)173 4371584 (Mobil) / +49 951 863 2700 (Fax)

 

Download Pressemitteilung 10.05.2016

SPONSOREN

 
ffetish.video ffetish.photos